Immer öfter erhalten wir Anfragen zu instandgesetzten Turboladern und zu Nachbauten aus Fernost. Die größten Unterschiede wurden nun von Garrett für Sie in einer kurzen Präsentation zusammengefasst.
Genereller Aufbau eines Abgasturboladers
Trotz des relativ einfachen generellen Aufbaues eines Turboladers, stellt dieser jedoch ein sehr empfindliches Bauteil im Fahrzeug dar. Dies resultiert vor allem aus den hohen Drehzahlen der Läuferwelle (bis zu 250.000 Umdrehungen pro Minute). Hierbei führen oft schon kleinste Störungen zum Ausfall des Turboladers.
Vor allem das Öl spielt beim Turbolader eine zentrale Rolle. So gut wie alle verbauten Serienturbolader sind gleitgelagert - es erfolgt also eine Lagerung über das Öl selbst. (Hydrodynamische Lagerung) Durch die starken auftretenden Scherkräfte sowie den auftretenden Temperaturen im Lager wird das Öl gerade hier sehr hohen Belastungen ausgesetzt.
Es ist deshalb besonders wichtig folgende Punkte unbedingt zu beachten:
- Halten Sie die vorgeschriebenen Ölwechselintervalle ein und verwenden Sie nur vom Hersteller freigegebene Öle.
- Fahren Sie den Motor immer warm bevor Sie ihn voll belasten.
- Schalten Sie den Motor nach längeren stärkeren Belasungen nicht sofort aus, sondern lassen Sie ihn ca. 1-2 Minuten im Stand nachlaufen. Andernfalls besteht die Gefahr, dass Öl im Lager und den Kanälen des sehr heißen Turboladers anfängt zu verkoken. Es bilden sich so Ablagerungen, die die Ölversorgung beeinträchtigen können.
- Vermeiden Sie nach Möglichkeit Biodiesel oder andere alternative Kraftstoffe vor allem bei Kurzstreckenfahrten. Die Rückstände können die VTG-Einheit des Turboladers zusetzen oder verharzen, was einen Ausfall der kompletten VTG Einheit zur Folge hat.
Ein Turbolader wird in der Regel so ausgelegt, dass dieser ein Autoleben lang hält. Er stellt demnach also kein typisches Verschleißteil dar, sondern ledliglich ein Ersatzteil. Wie bereits beschrieben, können schon geringe äußere Fehlereinflüsse zum Ausfall des Turboladers führen. Es ist deshalb wichtig, vor Einbau eines neuen Turboladers die mögliche Ausfallursache zu lokalisieren und diese zu beseitigen. Ein bloßes Tauschen des defekten Turboladers ohne die Ausfallursache zu beseitigen kann im schlimmsten Fall zu einem erneuten, sofortigen Ausfall des neuen Turboladers führen.
Es sollten daher folgende mögliche Ursachen überprüft werden:
1. Verschiedene Arten der Störung
1.1 Verdichter- / Turbinenrad defekt
Mögliche Ursachen:
- Eintritt eines Fremdkörpers in Verdichter oder Turbine
- Turbinengehäuse / Klappe / VNT beschädigt
- Überdrehzahl des Turboladers
- Mangelnde Ölversorgung des Turboladers
- Unzureichende Ölqualität
1.2 Leistungsmangel / Ladedruck zu niedrig
Mögliche Ursachen:
- Luftfilteranlage verschmutzt
- Saug- / Druckleitungen deformiert oder undicht
- Zu hoher Strömungswiderstand der Abgasanlage
- Undichtigkeit vor Turbine
- Kraftstoffanlage defekt oder falsch eingestellt
- Ventilführungen, Kolbenringe oder Laufbuchsen verschlissen
- Verschmutzung des Verdichters oder des Ladeluftkühlers
- Wastegateklappe / VTG schließt nicht
- Steuerleitung zur Druckdose undicht
- Verdichter- / Turbinenrad defekt
- Mangelnde Ölversorgung des Turboladers
- Unzureichende Ölqualität
1.3 Ladedruck zu hoch
Mögliche Ursachen:
- Kraftstoffanlage defekt oder falsch eingestellt
- Wastegateklappe / VTG öffnet nicht
- Steuerleitung zur Druckdose undicht
1.3 Schwarzer Rauch
Mögliche Ursachen:
- Luftfilteranlage verschmutzt
- Saug- / Druckleitungen deformiert oder undicht
- Zu hoher Strömungswiderstand der Abgasanlage
- Kraftstoffanlage defekt oder falsch eingestellt
- Verschmutzung des Verdichters oder des Ladeluftkühlers
- Wastegateklappe / VTG schließt nicht
- Verdichter- / Turbinenrad defekt
- Mangelnde Ölversorgung des Turboladers
- Unzureichende Ölqualität
1.4 Blauer Rauch
Mögliche Ursachen:
- Luftfilteranlage verschmutzt
- Einspritzanlage defekt / Beschädigt
2. Einbauhinweise
- Prüfen Sie die Ausfallursache des defekten Turboladers
- Überprüfen Sie vor der Montage die Luft- und Ölfilteranlage des Motors. Nehmen Sie einen Wechsel des Motorenöles inkl. Ölfilter vor.
- Prüfen und reinigen Sie die Ansaugleitung des Motors sowie Turboladers inklusive des eventuell vorhandenen Ladeluftkühlers. Nicht entfernte Fremdkörper können den neuen Turbolader bei der Inbetriebnahme schwer beschädigen.
- Die Ölzulaufleitung sowie Ölrücklaufleitungen sind zu erneuern.
ACHTUNG: Das Reinigen und Ausblasen der Leitungen wird nicht empfohlen. Es können sich durch den weiteren Betrieb Schmutzpartikel lösen und die Lagerung des neuen Turbolader zerstören.
- Füllen Sie in die Öleinlassbohrung des Turboladers frisches Motorenöl und drehen Sie die Welle dabei etwas mit der Hand, damit eine einwandfreie Schmierung bei der ersten Inbetriebnahme gesichert ist.
- Bei allen Anschlüssen am Turbolader nie flüssiges Dichtmittel verwenden.
- Starten Sie den Motor nach dem Einbau und lassen Sie diesen ca. 30 Sekunden im Leerlauf laufen bevor Sie ihn belasten.
ACHTUNG: Bitte beachten Sie, dass es zu einem erhöhten Bauteilverschleiß kommen kann, wenn der Motor länger im Leerlauf (20 Minuten und länger) betrieben wird. Im Leerlauf kann unter umständen die Ölpumpe nur eine sehr geringe Ölmenge liefern, was langfristig zu einer Schädigung der Lager im Turbolader sowie Motor führen kann.